Ich rührte in meinem Kaffee herum. „Zu süß“, rief ich Mona zu. Sie schaute mich entgeistert an. Mittlerweile bin ich alt, sehr alt. Dunkle Erinnerungen plagen mich schon wieder und erinnerten mich an die Geschehnisse. Damals. An die Menschen die nicht die Möglichkeiten hatten so alt wie ich zu werden. Der Grund dafür ist ein Mann. Der berüchtigtste Soldat der Schlacht von Húê, Walt Wozniak. Ich sehe wieder die Bilder vor mir, wie er in eine typische asiatisch-rustikale Hütte stieg und blutverschmiert mit abgetrennten Schädeln zurückkehrte. Dann kam die Schlacht von Dông Hói. Wozniak lag 50 Kilometer mit seinen Kameraden in einen Graben. Palmen, exotische Pflanzen und Rauch, sehr viel Rauch. Von dem Geruch von Kerosin und dem Geschmack von einer verfaulten trockenen Mango kamen Walt Kotzreize auf. Zwei Stunden lagen sie da. Kein Wort wurde gewechselt.
Die Angst, dass da irgendwo ein Scharfschütze in den Büschen sein könnte. Plötzlich ein Niesen. Walt war sich nicht sicher ob es vielleicht Jackson oder Bob war. Das Niesen ähnelte aber eher Jackson. Jackson war ein Opfer der amerikanischen Rekrutierungspropaganda. Das mit dem Held der Nation und so ein Scheiß. Ein armer Hispanic aus Südkalifornien. Drei Kinder, eine Frau. Vor seiner Stationierung war er Bauarbeiter, illegal natürlich. Er könne es sich nicht leisten hier zu sterben. Niemand konnte das. Auch ich nicht. Denn der schrecklichste und gefährlichste Vollstrecker der Amerikaner war ich. In Sekundenschelle flog in einem Bogen der Tod von oben. Sie prallte auf und ab und rollte. Leute sagen, dass Menschen ihr gesamtes Leben noch einmal vor ihrem Tod vor sich haben. Man könne sagen, man siehe einen Rückblick seines gesamten Lebens. Als ich mit einem Hechtsprung die Granate davon abhalten wollte meine Kameraden wegzufahren und ihr Blut im exotischen fremden Dschungel vergießen zu lassen. Mir war mir meine Vergangenheit gleichgültig. Ehrlich gesagt habe ich das meiste in meiner Therapie verdrängt. Meine letzte Erinnerung galt meiner Kindheit. Schwach aber eindeutig. Hell war meine Kindheit. Nicht das sie schön gewesen wäre. Die Sonne blendete meine Augen und brannte auf meiner Haut. Vor mir waren gigantische Baumwollfelder, wo man sich überlegt wie klein man eigentlich auf dieser Welt ist, egal ob man ein Held oder eine Schande ist. Am Ende sind wir alle nur ein winziger Punkt in einer gigantischen Welt. Ich stellte mir vor wie ich eines Tages die Welt bereisen würde. Ich würde mit einheimischen reden, mit ihnen Zeit verbringen und sogar in eine andere Kultur eintauchen. Aber zu dem Zeitpunkt reichte es nur für die Farmen von Rush Springs. Mein Onkel besaß die Farm. Dort war mein Leben zu der Zeit. Meine Mutter war tot. Erschossen von meinem Vater, der alles zurückließ um in den Nordwestlichen Territorien mit Bären zu leben. Klingt komisch ich weiß, aber so war er eben. Ein echter Ire. Ich sah ihn das letzte Mal als ich zehn war. Er kippte sich ein Glas Bourbon in den Hals, schlug die Tür zu und erschoss den Postboten der ihm sein herzlichstes Beileid zum Tod seiner Frau ausdrückte, die wegen einer „unheilbaren“ Krankheit verstorben war. Danach verschwand er. Zwei Wochen später erhielten wir einen Brief. Die Karte wurde in irgendeiner Schrift geschrieben die weder ich noch mein Onkel jemals gesehen hatten. Das einzige was wir verstanden war das Bild. Ein inuitartig aussehender Indianer, ein Speer und ein blutiger Kopf darauf. Onkel Benny lachte nur auf und machte sich über den langen Bart meines gerade durch Köpfung verstorbenen Vaters lustig. Dann verschwamm meine Erinnerung und das war’s.
16 Kommentare
Nick A.
7/1/2016 01:03:56 am
Ist das alles?
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jeff `n jonas
7/1/2016 01:35:36 am
nein, klick auf den titel, dann kriegst du den ganzen Text
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Rick Astley
7/1/2016 01:13:34 am
We're no strangers to love
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Emilia
7/1/2016 01:23:09 am
Das ist eine sehr gute Gschichte und wirklich gut geschrieben. Bei uns heißt auch eine Person Mona ^^. Die Idee mit dem Held im Krieg ist sehr gut umgesetzt worden, ebenso wie der Rückblick. Mir gefällt das Ende sehr gut.
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MM
7/1/2016 01:30:57 am
Oh mein Gott! Diese Geschichte ist richtig gut. Man konnte sich super in die Situation rein versetzen und war schon nach den ersten Zeilen am hoffen, dass er in diesem Graben nicht stirbt. Manchmal waren die Perspektiven ein bisschen unklar, aber die ersten Zeilen hatten sofort mein Interesse geweckt.
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jeff `n jonas
7/1/2016 01:33:03 am
Ein sehr schöner Text mit gutem historischen Hintergrund
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Helene
7/1/2016 01:33:45 am
Ein sehr kreativer Text in den man sich super hineinversetzen kann.
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Jonick Harndtman
7/1/2016 01:33:45 am
interssanter Text, aber wo ist der Bezug zum Helden
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Das Synonym
7/1/2016 01:42:53 am
Wirklich sehr interessant! Frage mich wie du da drauf gekommen bist. Die Idee eines Kriegshelden spricht mich wirklich sehr an. Würde gerne mehr lesen!
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José
7/1/2016 01:51:29 am
Sehr fesselnde Geschichte und wirklich gut geschrieben
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CH
7/1/2016 01:51:58 am
Sehr interessante Geschichte. Mankann sich gut hinein versetzen.
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Michael Wendler
7/1/2016 01:53:02 am
@nick ich kann dir mehr geben, wenn du willst ;))))))))
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Pinkheart
7/1/2016 01:53:18 am
Eine sehr interessante Geschichte. Sie ist kurz, aber dennoch erzählt sie gut die Ereignisse. Ich mag den Schreibstil, da er kurz und unkompliziert ist.
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jeff `n jonas
7/1/2016 01:53:44 am
enTgeiler Text
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vito
7/1/2016 02:00:58 am
war ok.
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KK
7/1/2016 02:10:27 am
Gut und spannend geschrieben. Super.
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