Am Ende wird alles gutAm Ende wird alles gut sein Ein durchdringendes Piepen weckte mich. Nicht schon wieder! „Ashley, Ashley wach auf!“ „Lass mich!“ „Ashley, wir müssen zum Bunker!“ Ich zerrte meine Schwester aus dem Bett. „Jetzt hilf mir doch mal!“ „Marlee, lass mich!“ „Wir müssen uns beeilen, Süße.“ „Was ist denn los?“ Nicht schon wieder diese Frage. Wie Ich sie doch hasste. Meiner kleinen Schwester immer wieder erklären zu müssen, dass die Gefahr bestand, bombardiert zu werden, war eine Qual. Ich rannte durch das Haus, verdunkelte alles, suchte ein paar Lebensmittel zusammen, füllte einige Behälter mit Wasser, stellte Storm und Wasser aus und packte wenige Kleidungsstücke und Bettzeug zusammen. Nebenbei versuchte ich, meine Schwester aus dem Bett zu holen. Glücklicherweise war ich vorbereitet. Ich wusste, dass so etwas jederzeit passieren konnte und hatte meinen Eltern bereits oft genug dabei zugesehen., Ich wusste was ich einpacken musste, und Kleidung, Bettzeug und eine Tasche mit Konservendosen und Haferflocken standen bereits an der Tür, bereit für den Notfall. Eine der wichtigsten Sachen, die ich gelernt habe, war, dass es nichts bringt, wenn ich mich zuerst um meine Schwester kümmere. Sie versteht oft nicht, was man ihr erklärt und hat oft merkwürdige Anfälle. Aber wir haben kein Geld um zum Arzt zu gehen. Wenn wir denn überhaupt einen der wenigen finden würden. Aber ich bin das gewohnt. Ich bin damit aufgewachsen. *** Wir rannten über die Straße. Immer weiter in Richtung Zentrum. Immer weiter in Richtung Rettung. Meine Schwester stolperte. Ich half ihr auf. Wir rannten weiter. Ashley rutschte aus. Ich hob sie hoch. Wir rannten weiter. Ashley kippte um. Sie hatte schon wieder einen Anfall. Sie kippte um, war nicht mehr ansprechbar und hatte Krämpfe. Ich hob sie hoch und legte sie über meine Schulter. Die Körbe und Taschen trug ich mit dem anderen Arm. Wir hatten es fast geschafft. Quälend langsam bewegte ich mich fort, immer weiter in Richtung Bunker. Ich hatte es fast geschafft. Ich wusste es, ich war fast da. An meiner Schulter spürte ich, wie meine Schwester anfing zu krampfen. Erst zuckte sie leicht mit den Füßen, dann mit den Armen. Dann zuckte sie am ganzen Körper. Sie schlug mit den Armen um sich und fing an, mit den Beinen zu treten. Ich betete, dass sie aufhörte. Lange würde ich das nicht mehr aushalten. Sie trat mir in den Bauch, sie schlug mir in den Rücken, sie erbrach sich über meiner Schulter. Ich wurde schwächer und schwächer, fiel andauernd hin. Ich nahm sie von meiner Schulter und zog sie hinter mir her. Es tat mir weh, sie so zu sehen. Mein Herz krampfte sich zusammen, in dem Wissen, dass ich ihr gerade fürchterliche Schmerzen bereitete. Aber ich konnte sie ja schlecht hier lassen. Ich konnte sie nicht dieser Gefahr aussetzen. Ich musste sie retten. Egal was es kostete. Ich packte die Kisten um. Nahm nur das wichtigste in einen Beutel, den ich mir umhing. Ich wusste, dass unsere Sachen für uns überlebenswichtig waren. Aber ich konnte sie doch nicht gegen ein paar Gegenstände austauschen. Lieber hungerte ich für sie. Gab ihr mein Essen und tat alles Notwendige, um ihr genug essen geben zu können. Sie war mein Ein und Alles. Ich hob sie wieder hoch, trug sie in den Armen. Endlich sah ich den Eingang vor mir. Endlich konnte ich sie retten. Endlich waren wir in Sicherheit. *** Ich merkte wie Ashley wach wurde. „Marlee?“, flüsterte sie verschlafen. „Ich bin hier Süße.“ „Wird alles gut, Marlee?“ „Ja, meine Süße.“ Und ich war mir noch nie so sicher. Dieses Gefühl bereitete sich von meinem Herzen im ganzen Körper aus. Mir wurde warm, am ganzen Körper, überall. Es war Zuversicht. Ich wusste es. Alles wird gut.
9 Kommentare
jshn
7/1/2016 01:11:58 am
Eine super Geschichte spannend geschrieben, macht Lust auf mehr.
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Pinkheart
7/1/2016 01:17:42 am
Ich finde deine Kurzgeschichte wirklich sehr ansprechend, da sie sehr spannend geschrieben ist und trotzdem kurz gehalten. Der Inhalt ist toll und auch gut ausgedacht. Außerdem finde ich es auch gut, dass die Geschichte auch ernst ist.
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Das Synonym
7/1/2016 01:20:01 am
Eine wirklich sehr schöne Kurzgeschichte! Sehr interessant zu lesen und weckt Lust auf mehr. Ich vermute mal, dass die ältere Schwester hier den Held darstellen soll. Die Geschichte war sehr ernst aber kurz gehalten, was ich auch sehr positiv fand. Alles im allem, ist es ein sehr gelungenes Werk!
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Pinkheart
7/1/2016 01:59:41 am
Ja, es ist wirklich schön, dass sie so ernst ist. Außerdem ist es auch interessant, dass die große Schwester die kleine rettet.
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Navina
7/1/2016 01:21:10 am
Die Geschichte ist voll schön, vor allem das Ende ist gut. Ich mag auch die gewählten Namen, Marlee passt richtig gut zu deiner Hauptperson. Auch mit nur relativ wenigen Informationen kann man sich die Zusammenhänge gut erschließen. Nur den Tempuswechsel fand ich zuerst ein wenig verwirrend...
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MM
7/1/2016 01:22:27 am
Das Ende gefällt mir sehr gut und ebendso, dass du nie wirklich nennst wer für dich der Held ist. Ich meine, klar es ist offensichtlich, aber du hast nicht diese typische Heldenfigur, die man mit Spiderman oder Batman vergleichen könnte. Dies gefällt mir sehr gut, obwohl ich am Anfang die Vermutung hatte, dass es sich zu so einer Art der Geschichte entwickeln könnte.
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Hamster098
7/1/2016 01:42:20 am
Tolle Idee!
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MinnieMouse11
7/1/2016 02:06:24 am
Die Geschichte hat mich sehr positiv überrascht, weil ich mir unter dem Titel genau so etwas vorgestellt habe. Besonders hat mich aber das Thema gerühert und ich musste am Ende fast weinen. Eine wirklich tolle Geschichte, die man gerne liest.
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Emilia
7/1/2016 02:15:51 am
Mir gefällt das offene Ende sehr gut, bei den Namen hättest du ein bisschen einfallsreicher sein können, nicht beide aus einem Buch kopeieren. Es ist sehr gut erzählt und ich mag sie.
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