Oh Gott, wie ich Aufräumen jetzt hasse. Genau das tat ich nämlich, als ich verflucht wurde. Hier mal die ganze Geschichte: An einem Samstagabend schaute ich Fernsehen und räumte mein Zimmer auf. Ich mochte aufräumen, weil ich fand, dass man sich da neu entdecken konnte, auch wenn ich jetzt nicht weiß, warum ich das so fand. Aber naja.
Ich hatte kurz zuvor im Wohnzimmer die Balkontür aufgemacht, damit die Wohnung ein bisschen durchlüftet wurde. Oh, und ich war allein, weil meine Eltern arbeiteten. Auf einmal hörte ich aus dem Wohnzimmer ein kleines Geräusch, so, als wäre gerade jemand gesprungen. Nein, viel eher hörte ich es vom Balkon her. Dann hörte ich kurze Schritte. Da ich still geblieben war und mit dem Rücken zu Tür stand, sah ich nicht, ob da jemand war. Aber ich spürte es. Ich habe, was Geräusche angeht, eine ziemliche Paranoia. Ich erschrecke ziemlich schnell und bin ziemlich vorsichtig. Das liegt an den vielen Krimis und Horrorfilmen, die ich schaue. Plötzlich spürte ich etwas Kaltes und scharfes an meiner Kehle. Jemand hielt mich fest. "Wenn du auch nur einen Mucks von dir gibst, bist du tot. Verstanden?", flüsterte eine sehr dunkle Stimme in mein Ohr. Ich nickte. Nun, ich sagte zwar nichts, aber er hatte nichts von bewegen gesagt, also holte ich mit meinen Bein aus und trat ihn, mitten zwischen die Beine. Nun, meine Paranoia hatte früher dazu geführt, einen Kurs zu besuchen, wo man lernt, sich zu verteidigen. Wer hätte gedacht, dass ich meine Paranoia gebrauchen werde? Der Typ flog auf den Boden und krümmte sich. Schnell huschte ich in die Küche, die gegenüber von meinem Zimmer war, und nahm mir ein scharfes Messer, mit dem man sich gut verteidigen konnte. So schnell wie ich das Messer genommen hatte, war der Typ auch schon bei mir und zog sein Messer. Es war ein sehr außergewöhnliches Messer. Es hatte viele Runen und bestand aus Silber. Nun, als wir beide nun da standen, schauten wir abwechselnd auf die Messer und in die Augen des anderen. "Was wollen Sie von mir?", fragte ich, und ich bekam es sogar hin, das mit einem ruhigen Ton zu sagen. " Ich bin hungrig. So hungrig. Und das Signal ist von dir ausgegangen. Du wirst die nächste sein.", sagte er mit einem gierigen blick, der auf mir ruhte. "Ich werde die nächste sein? Was meinen Sie damit?", fragte ich. "Und wie kommen sie eigentlich hier rein? Wie kann es sein, dass sie vom Balkon aus hier rein kommen können?" Er starrte mich immer noch an. Seine Augen begannen sich erst dunkelrot und dann schwarz zu verfärben. "Ich bin so hungrig. Meine Macht hat es mir ermöglicht, hier rein zu kommen. Und du wirst die nächste sein, die sie stärkt. Deine Seele strahlt sehr viel Energie aus. Das habe ich bis jetzt noch nicht gesehen." Ich konnte in dem Moment nicht fassen, was er da gerade erzählt hatte. Meinte er, dass er meine Seele essen wollte. Das konnte nicht sein. So was existierte doch nur im Film. Dann bemerkte ich das Tattoo auf seinem Arm. Aber es war kein normales Tattoo. Es leuchtete. Dann griff er mich an. Er stach im gleichen Moment mit seinem Messer in meinen Magen, wie ich in mit meinem Messer in den Hals stach. Oh mein Gott, das tat weh. Aber das war nicht alles. Im gleichen Moment als das Messer in meinem Magen steckte, fing der Typ vor meinen Mund an, ein blaues, fast unsichtbares Zeug aus mir raus zu saugen. Dann wurde mir alles klar. Er versuchte gerade mir meine Seele weg zu nehmen. Ich wurde panisch und wie aus einem gewohnten Reflex saugte ich es zurück, als wäre ich schon ein Könner, was das betrifft. Der Typ war erschrocken und nicht darauf vorbereitet gewesen. Das komische war, das ich IHM dann seine Seele weg und somit in mich aufnahm. Seine Augen nahmen wieder die graue Farbe an und wurden dann sogar noch blasser. Gleichzeitig ließen wir die Messer wieder zurück gleiten und fallen. Wir fielen auf den Boden und stöhnten. Dann sah ich zu ihm und bemerkte, dass sein Tattoo langsam verschwand. Automatisch schaute ich auf meinen Arm und sah, wie sich dort langsam das gleiche Tattoo bildete. Dann fielen ich und der Typ in Ohnmacht. Als ich wieder aufwachte, bemerkte ich, dass meine Wunder verheilt war. "Oh mein Gott", flüsterte ich, erschrocken darüber, dass meine Wunde so schnell und überhaupt verheilt war. "Das ist der Vorteil, ein Seelensauger zu sein. Wunden verheilen schnell." Ich sah zu dem Typen der sich an den Türrahmen der Küche gestützt hatte. Seine Wunde war auch schon verheilt. "Warum ist ihre Wunde verheilt? Sie sind doch kein Seelensauger mehr." Erst dann bemerkte ich, dass ich ebenfalls "Seelensauger" gesagt hatte. Das war ich nun also. "Ja, ich bin kein Mensch mehr. Was eigentlich nicht möglich ist. Ein Seelensauger kann zwar einen Mensch ebenfalls zu einen machen, aber er kann normaler Weise nicht zurück verwandelt werden. Spürst du einen besonderen Hunger?", beendete er den Satz. "Hunger? Auf Seelen?" "Ja." "Noch nicht. Wie lange waren Sie eigentlich ein Seelensauger?", fragte ich, und man hörte sogar meine Neugier. "Ich litt 10 Jahre unter diesen Fluch. Ein Seelensauger zu sein war für mich das schlimmste, was mir passieren konnte. Immer wenn ich hunger hatte, musste ich mir einen unschuldigen Menschen suchen, den ich die Seele aussaugen musste. Aber ich wollte nie einen in einen Seelensauger verwandeln, deshalb... hab ich ihnen einfach die Seele entnommen und sterben lassen“, erzählte er mit leeren Blick. " Oh Gott, dass ist ja furchtbar..." Plötzlich wurde mir klar: dir wird es ab sofort auch so gehen. " Du bist noch so jung... was dir passiert ist, tut mir schrecklich Leid. Doch du hast mich von diesem Fluch befreit. Vielen Dank." Er meinte es ernst, er war mir wirklich dankbar. " Wie alt sind sie eigentlich? Und wie heißen sie?" " Mein Name ist Jack und ich bin 40 Jahre alt." Das war unmöglich. Er sah aus wie Mitte 20 oder wie 30. " Ebenfalls ein Vorteil ist, dass dein Alterrungsproxess stehen bleibt. Ich war 29, als ich zum Seelensauger wurde. Eine Woche später hatte ich Geburtstag." " Tolles Geburtstagsgeschenk." " Ja. Ich habe mich ziemlich dumm gefühlt." Danach starrten wir uns erstmal 1 Minute an. Dann schaute ich auf die Uhr. " Oh je, meine Mutter kommt bald nach Hause! Was mache ich jetzt? Was ist, wenn ich hunger bekomme?" " Hat deine Mutter was dagegen, wenn du bei einer Freundin übernachtest?" " Nein, wieso?", fragte ich, ziemlich verwundert. " Ich kenne einen Seelensauger, bei dem du übernachten könntest." Ich fand die Idee zwar nicht blendend, aber ich hatte keine andere Wahl, wenn ich meine Familie nicht töten wollte. Also willigte ich ein. " Gut. Sag deiner Mutter bescheid, dass du zu einer Freundin gehen willst. Ich rufe derweil schon mal den Seelensauger an." Ich fand es ziemlich komisch, dass der Kerl sich jetzt um mich kümmern wollte. Vor einer halben Stunde wollte er mir noch die Seele aussaugen und mich sterben lassen. Aber gut. Ich rief also meine Mutter an und sagte ihr Bescheid. Jack rief den Seelensauger an und sagte ihm Bescheid. Dann machten wir uns zusammen auf den Weg zu ihm. Wir blieben vor einer alten Tür in einer Seitengasse stehen. Jack klopfte dreimal und drehte dann den Türknopf – was mich beunruhigte, da ich es nicht unbedingt vertrauenserweckend fand, wenn jemand seine Tür nicht verschließt. “Jacky Boy, wie schön dich zu sehen! Und, wen hast du da mitgebracht?” Die Stimme klang rau und dunkel, fast schön etwas mysteriös. Aber den Besitzer selbst sah ich noch nicht, er musste in einem Nebenraum sein. “Daemon! Wenn du etwas Manieren hast, würde ich dich bitten, sie selbst zu fragen und nicht in der Küche herum zu stehen.” Auf Jacks Bitte kam Daemon – cooler Name übrigens – in das Zimmer und – mir blieb der Mund offen stehen. “Hallo,” stieß Daemon lang gezogen hervor, “wenn es nicht fast schon zu aufdringlich wäre, würde ich sagen, dass ich echt froh, dass dieser Körper da vor mir heute bei mir übernachten darf. Oh, mein Fehler, jetzt hab ich es ja gesagt.” Erst verstand ich nicht, was er sagte und meinte, und als ich es verstand, wusste ich nicht, wie ich darauf reagieren sollte und wurde ungewollt rot. Ach, und ein anderer Grund, warum ich nichts sagte und mir der Mund offen stehen blieb, war dieser: Daemon sah verdammt gut aus. Seine Muskeln hoben sich von seinen Shirt ab, aber nicht so übertrieben wie bei diesen Fitnesstypen im Sportstudio. Nein, alles passte zusammen. Außerdem hatte er dunkelbraune Haare und einen leichten Bart. Außerdem hatte er blaue Augen und beim näheren Betrachten fiel mir auf, dass in der Mitter ein brauner Kreis war und außen rum war ebenfalls ein dunkler Kreis. Sein Mund war zu einem schiefen Grinsen geöffnet. “Gefällt dir, was du da siehst?”, fragte er mich mit einem tiefen Lachen, das mich wieder in die Realität zurück brachte. “Äh.....”, gab ich nur von mir. Dann fasste ich mich wieder und erwiderte etwas ernster: “Ich bin Cassie. Danke, dass ich hier übernachten darf. Ich weiß ja nicht was mir so als, äh, Seelensauger passiert.” Den letzten Satz ließ ich wie eine Frage wirken, damit ich vielleicht ein paar Antworten bekommen könnte, aber Jack und Daemon gingen nicht darauf ein. Dann sah Daemon Jack an und meinte: “Deine Aura ist anders.” Er betrachtete Jack von oben bis unten und kam dann anscheinend zu einem Entschluss. “Du bist ein Mensch.” “Hab ich auch schon gemerkt. Aber danke, dass du mich darauf hinweist.” Dann beschrieb Jack Daemon alles, was passiert war. Am Ende sagte Daemon das, was ich von ihm als letztes erwartet hätte: “Das kann doch alles nicht euer ernst sein.” Danach brachte mich Jack in ein kleines Zimmer mit einem Schrank und einem Bett und bat mich, auszupacken und erst wieder raus zukommen, wenn er mich holen würde. Also packte ich aus und wartete. Wie hatte sich dieser Abend zu so einem Desaster auswirken können? Ich hatte davor mein normales und ruhiges Leben und jetzt war ich etwas, wovon ich nicht mal wusste, was es ist. Ein Seelensauger. Als ich es nicht mehr in meinem Zimmer aushielt, schlich ich in den Flur. Daemon und Jack diskutierten anscheinend heiß miteinander, da ihre Stimmen immer lauter wurden. Ich bekam nur noch mit, wie Daemon plötzlich im Satz inne hielt. “Cassie, ich kann dich hören.” Ertappt trat ich aus dem Flur und stand dann einen bedrückten Jack und einem etwas wütenden Daemon entgegen. “Was ist los?”, warf ich mal so nebenbei in den Raum. Jack seufzte und sah kurz Daemon an. Als dieser nichts sagte, begann Jack zu erzählen. “Das, was uns passiert ist, ist eigentlich gar nicht möglich, Cassie. Es wäre möglich, wenn Dämonenblut durch dich fließen würde, doch das tut es nicht, schätze ich. Das Signal, das ich hatte, können Seelensauger nur von Menschen mit Dämonenblut empfangen. Du warst aber ein ganz normaler Mensch.” “Und woher willst du das wissen?”, fragte ich verwirrt von all den Informationen. “Ich hätte sonst ein Mal bei dir bemerken müssen. Es sieht aus wie eine Flamme und ist meist am Hals oder Handgelenk.” Ich überlegte kurz und antwortete aber dann: “Stimmt, ich habe keins.” Daemon strich sich über seine Haare und wirkte jetzt eher verwirrt. “Ich kapier' das alles nicht-” Plötzlich fühlte sich mein Körper ganz heiß an und ich fühlte mich so, als hätte ich großen Hunger. Mein Körper schien auch schon ein Ziel zu haben. Jack. Ich warf mich unkontrolliert auf mich und begann anscheinend, seine Seele auszusaugen, auf jeden Fall kam so ein blauer Rauch aus seinen Mund und steuerte meinen Mund an. Als ich den Anfang seiner Seele schmeckte, wurde ich nur noch unkontrollierter, so als würde ich nicht anders können. Und dann wurde ich plötzlich gegen eine Wand geworfen. Der Schmerz fuhr mir durch den ganzen Körper und holte mich in die Realität zurück. “Verdammt! Ich hatte ganz vergessen, wie das am Anfang ist”, gab Daemon von sich und widmete sich nun Jack zu, der stöhnte. “Wow, ausgesaugt zu werden ist ja echt scheiße”, bemerkte er. “Tut mir leid! Ich weiß nicht, was los war...” “Das muss dir nicht leid tun”, sagte er. “Das ist normal. Nach diesen Tag solltest du besser jetzt schlafen gehen.” Und dann ging ich schlafen. Mitten in der Nacht wachte ich wieder auf. Da war wieder dieser Hunger, diesmal nur anders. Er fühlte sich kontrollierter an. Bevor ich also wieder etwas anstellen konnte, ging ich einfach in den Flur und dann nach draußen. Die kleine Seitengasse wurde nur etwas von einer Straßenlaterne beleuchtet, die vor der Gasse stand. Ich ging zur Straße und schaute mich dann um. Eine Kreuzung weiter war ein kleiner Imbissladen, den ich dann auch ansteuerte. Daran, dass ich Geld brauchen würde, dachte ich in diesem Moment nicht. Als ich die Kreuzung überquert hatte, kam ich nochmal an einer Seitengasse vorbei. Ich hatte ein ungutes Gefühl und schaute deswegen in die Gasse hinein. Die spärliche Beleuchtung ließ zwar nicht zu, sehr vie zu sehen, aber was ich in dem Moment wahrnahm, genügte mir schon. Eine Frau in einem Mantel saß zusammengekauert an der Wand und um sie herum waren drei Typen, die nicht gerade nett aussahen und ihr auch definitiv nicht helfen wollten. Einer der Typen kniete sich zu der Frau runter und sagte mit italienischen Akzent: “Komm mal her.” Er packte die Frau im Nacken und presste seine Lippen an ihre. Sie versuchte sichtlich, sich zu wehren, war aber anscheinend schon zu geschwächt. Gott, hatten diese Schweine sie unter Drogen gesetzt oder sie davor zusammen geschlagen? Ich wurde so wütend, dass ich nicht mehr rational denken konnte und dann etwas sehr - äh, mutiges? - machte. “Hey! Lasst sie in Ruhe!” Einer der Typen drehte sich zu mir und sagte: “Was?”. Dann warf sich sein einer Kumpel auch schon auf mich und versuchte, mich gegen die Wand zu schleudern, was ihm auch gelang. Und dann sah ich nur noch rot. Mein neues animalisches Ich kehrte zurück und hatte sein neues Opfer gefunden. Der ganze Schmerz war wie wegeblasen und ich warf mich nun auf ihn. Ich saugte ihm die Seele aus und kaum hatte ich angefangen, war es anscheinend auch wieder zu Ende, denn der Typ glitt zu Boden und rührte sich nicht mehr. Kumpel eins und Kumpel zwei ließen nun auch von der Frau ab und schenkten mir ihre ganze Aufmerksamkeit. “Oh, Scheiße”, sagte der Italienesche Typ von den beiden. Und dann waren sie auch schon weg. Ohne lange zu überlegen ließen sie ihren Kumpel zurück. Der würde sich noch wundern. Ich wand mich nun der Frau zu, die mich ganz verängstigt ansah. “Ist schon gut, ich tue Ihnen nichts”, meinte ich und kniete mich zu der Frau hinunter. “Danke”, stieß sie nur hervor und brach dann zusammen. Oh man, die Arme. “Ist er tot? Er atmet nicht mehr”, fragte sie noch, bevor sie ein neuer Weinkrampf erfasste. “Was?” Oh nein. Bitte nicht. Ich kann ihn doch nicht zu Tode gesaugt haben, so viel hab ich doch gar nicht gesaugt, oder? Es sei denn, dass in Menschen einfach nicht so viel drin ist. Ich ging zu ihm hin und prüfte seine Puls. Kein Puls. Nur Blut. “Nein...”, flüsterte ich. Ich spürte ein Brennen in den Augen. “Cassie?!”, hörte ich jemanden rufen. Das musste Daemon sein, der bemerkt hatte, dass ich gegangen war. Aber so genau bekam ich das nicht mit, weil ich nun zusammenbrach. Ich hatte ihn getötet, ich hatte den Typen tatsächlich getötet. Dieses Gefühl würde mich für immer verfolgen. Sein Gesicht würde mich für immer verfolgen. Dann sagte Daemon etwas, was ich wieder mitbekam und was schon einer der Typen davor gesagt hatte. “Oh, Scheiße.” Ich saß zusammengekauert auf dem Gästebett und hielt eine Tasse mit Tee oder etwas anderem darin in der Hand, aber ich war zu aufgewühlt, um auf meine Umgebung zu achten. Das einzige, was ich wahrnahm, war, dass Daemon im Raum war. Er betrachtete mich und glaube, dass in seinem Blick Besorgnis lag. Irgendwann hielt ich die Stille nicht mehr aus und fragte ihn das, was mir die ganze Zeit durch den Kopf ging. Oder zumindest hatte es zweite Priorität. „Wie geht es ihr?“ „Ich hab sie auf die Couch gesetzt, sie schläft jetzt. Der Schock hat sie ziemlich fertig gemacht.“ Dann inspizierte Daemon mich noch mal von der Wand aus. „Du bist ziemlich fertig, oder? Das war deine erste Seele.“ Ich schaute ihn aus schmalen Augen an, weil ich wieder dieses Brennen hinter meinen Augen spürte. „Daemon, ich habe ihn ermordet.“ Das war das einzige, was ich sagen konnte. „Du wirst dich irgendwann daran gewöhnen.“ Das war’s? Mehr hatte er dazu nicht zu sagen? „Was? Daemon, ich bin ein Mörder!“ Ich spürte immer mehr die Wut in mir aufsteigen. „Das ist bei uns normal, Cassie. Das ist unsere Natur.“ Daemon kam langsam auf das Bett zu. Je näher er kam, umso wütender wurde ich. Irgendwann stand ich auf und stellte mich so gut ich halt konnte bedrohlich vor ihn hin. „Daemon!“ Ich wollte ihm gegen die Brust schlagen, doch bevor meine Faust auch nur in seine Nähe kommen konnte, hatte er sie in der Hand. Und auf einmal war es so, als wäre unsere Berührung elektrisierend. Ich vergaß plötzlich, warum ich überhaupt wütend war und fiel wieder auf mein Bett, sobald Daemon meine Hand losließ. „Es tut mir leid, es tut mir so leid…“, wimmerte ich nur noch. „Cassie… Es muss dir nicht leid tun.“ Daemon setzt sich neben mir auf das Bett. „Du wirst lernen, damit zu leben. Außerdem hast du Octavia gerettet, Cassie. Ohne dich würde es ihr jetzt sicher nicht gut gehen.“ Seine Worte wirkten. Die Trauer, die ich zuvor empfunden hatte, war auf einmal weg. Das hatte ich noch nie erlebt. Lag das etwa an ihm? „Octavia? Heißt sie so?“ „Ja, das hab ich noch aus ihr raus bekommen, bevor sie eingeschlafen ist.“ Daemon senkte seine Lider und ich bemerkte, wie lang und dunkel seine Wimpern waren. Dann sah er mich wieder an und der Blick, den er mir zuwarf, löste etwas in mir aus, ich wusste nur nicht, was. Und dann war sein Gesicht auf einmal näher. Von der einen Sekunde auf die andere. So nah, dass ich seine Gesichtszüge detailliert erkennen konnte. Unsere Blicke trafen sich und es fühlte sich so neu und trotzdem so normal an. Ich hätte es zwar niemals laut ausgesprochen, aber ich fühlte mich in diesem Moment so wohl bei Daemon, dass ich nichts anderes wollte. Aber dieses Gefühl, dass ich in diesem Moment fühlte, konnte eigentlich nicht sein. Ich kannte ihn doch kaum und trotzdem hatte sich Daemon in meiner Gegenwart aufdringlich verhalten, etwas, was ich doch sonst nicht anziehend fand. Aber da war irgendetwas an ihm, was mich faszinierte, etwas, was mich zu ihm hingezogen fühlen ließ. Unsere Lippen waren jetzt nur noch so wenig von einander entfernt, dass ich seinen Atem spüren konnte. Daemon sah mich an und dann – „Hallo?“, hörten wir beide nur noch aus dem Wohnzimmer. Daemon sah genervt zur Tür und auf einmal änderte sich seine Miene zu dem Daemon, denn ich vor ein paar Stunden kennen gelernt hatte. Er setzte sein gewohntes Gesicht auf und seine Augen waren wieder kalt. „War nett, mit dir zu plaudern.“ Dann ging er. Ich ging in das Wohnzimmer und sah Octavia. „Hey.“ „Du bist Cassie, oder? Daemon hat mir gesagt, wer du bist.“ „Ja, kann ich mir vorstellen.“ „Cassie, ich danke dir. Du hast mich gerettet. Du bist eine Heldin für mich, weißt du das? Ich verdanke dir mein Leben.“ Und dann weinte ich.
5 Kommentare
Ich bin eine Biene
7/1/2016 01:35:09 am
Sehr gute und spannende Geschichte. Auch sehr gut geschrieben.
Antwort
Navina
7/1/2016 01:42:21 am
Das Ende ist mega schön! Ich finde die eingebaute Liebesgeschichte voll niedlich und ich kann Cassie voll gut nachvollziehen. Aber die Geschichte erinnert mich irgendwie an was... ;)
Antwort
jshn
7/1/2016 01:49:38 am
Eine super Geschichte, schreib das doch noch weiter. Das ist Stoff für einen Roman!
Antwort
Helene
7/1/2016 01:49:58 am
Ein sehr schöner Text mit einem Liebesplot.<3
Antwort
SmileyFace16
7/1/2016 02:13:15 am
Deine Geschichte ist echt spannend geschrieben und ich würde wirklich gerne eine Fortsetzung lesen. Ich konnte mich sehr gut in Deine Person hineinversetzen z.B. durch Deine gelegentlichen Aussagen wie "Ach" und etc.
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April 2017
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