„Wir müssen mit dir reden, Eric.“ Das war das Erste, was ich gesagt habe, als ich das Wohnzimmer meiner besten Freundin betreten habe. Nur das sie nicht mehr hier war. Der Raum war voller Polizisten und es sah aus, als wären wir in der Kommandozentrale der NASA. Der Bruder meiner Freundin drehte sich zu uns um und musterte uns verwirrt.
„Worum geht es? Seht ihr nicht, dass das nicht der richtige Zeitpunkt ist? Die Polizisten versuchen gerade Lucys Entführer zu orten.“ Ich war so wütend auf ihn, dass ich glatt vergaß auf meine Lautstärke und die Menschen um uns herum achtete. „ Eric das ist der richtige Zeitpunkt! Erzähl uns und der Polizei doch von Maxim!“ Er starrte mich aus großen Augen an. Die Überraschung, dass ich diesen Namen kannte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Jetzt fühlte ich mich schon etwas besser. „Und, ist das jetzt der richtige Zeitpunkt für dich?“ „Kommt mit in mein Zimmer.“ Eric führte uns an den verdutzten Polizisten vorbei zur Treppe. Nicolas, Cameron und Liz sahen so entgeistert und überrascht aus, dass ich fast angefangen hätte zu lachen, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre. Ich kannte die Vier schon von klein auf und habe sie noch nie so verdutzt gesehen. Eric führte uns in sein überraschend geräumiges Zimmer und verschloss sorgfältig die Tür. Sein Blick verriet mir, dass er über das jetzt folgende Gespräch nicht erfreut sein wird. „Woher kennt ihr Maxim?“ Plötzlich trat Liz vor und sagte: „Die eigentliche Frage sollte sein woher du ihn kennst. Und erzähl uns bloß keinen Mist, Eric! Es geht hier um das Leben deiner Schwester und unserer Freundin!“ Auch diese Seite von Liz habe ich noch nie bemerkt, so wütend und fokussiert. Eric sah noch viel verwirrter aus als vorher schon. „Ich verstehe nicht, was ihr meint. Und woher kennt ihr diesen verdammten Namen? Klärt mich doch mal auf!“ Nun trat Cameron hervor: „Du weißt genau, was wir meinen! Heute waren wir auf der Polizeiwache, um noch einmal unsere Aussagen zur Tatnacht zu tätigen. Wir standen da also rum im Büro des Polizeichefs und fanden zufällig eine Strafakte auf dem Bürotisch. Rate mal wessen Akte diese war. …. Deine! Eric starrte uns aus großen Augen an und man sah ihm die Verzweiflung regelrecht an. „Was?! Das kann doch nur ein Scherz sein!“ Nun trug auch Nicolas seinen Teil zum Gespräch bei: „Nein Eric, es ist wahr. Versteh uns nicht falsch, aber wir…- “ Ich hatte das diplomatische Gerede von Nicolas satt und kam zum entscheidenen Punkt: „Wir haben uns die Akte angeschaut und da entdeckten wir ddeine Verbindung zu diesen gemeingefählichen Drogendealer „Maxim“. Kannst du uns bitte verraten, warum du der Polizei nicht Details, wie z.B. den Aufenthaltsort dieses Spinners genannt hast, damit er endlich hinter Gittern wandert? Du weißt, dass … -“ „Ich weiß, dass wenn ich der Polizei diese Infos stecke, dass ich mein Starfverfahren wegen Drogenkonsums so gut wie verloren habe. Im laufenden Prozess weigere ich mich auszusagen und das soll auch so bleiben!“ Ich wusste, dass wir ihn unbedingt zum Aussagen bewegen mussten, damit wir noch eine Chance hatten Lucy zu finden. So ungern ich es auch zugab, aber Eric war unsere letzte Hoffnung. Das merkte auch Liz, denn sie übernahm jetzt das Wort: „ Bitte Eric! Es ist deine Schwester! Dieser Dealer Maxim ist doch in der Lage deine Schwester zu entführen, um dein Schweigen im Prozess zu erzwingen. Du musst mit der Polizei kooperieren, damit sie Lucy finden können. Bitte!“ Mir brach es das Herz Liz so betteln zu sehen, aber unglücklicherweise brauchten wir Eric. Und Lucy auch. Erics Blick war eine Mischung aus Verzweiflung, Hoffung und Unsicherheit. Wir mussten darauf hoffen, dass er sich für das Richtige entschied. Undzwar schnell. Auf einmal klarte Erics Blick wieder auf und er hatte eine hoffnungsvolle Miene. „Wie wäre es, wenn ich euch den Aufenthaltsort von Maxim verrate und ihr vier alleine dort hingeht, ohne der Polizei bescheidzusagen. Ihr könnt Lucy befreien, das weiß ich! So würde ich mich nicht bei der Polizei verraten und Lucy wäre gerettet. Ihr müsstet nur...-“ „Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?!“ Ich traute meinen Ohren nicht, dass Eric allem Ernstes so einen Vorschlag hervorgebracht hat. „Glaubst du etwa wir sind die „Justice League“ oder die „Avengers“ ?!“ Sein hoffnungsvoller Blick verschwand so schnell, wie er gekommen war. Ich war so aufgebracht, dass er gewagt hatte diesen Vorschlag zu bringen und uns selbst unter das Messer laufen zu lassen, nur um seinen eigenen Hintern zu retten. Ich war aufgebracht und angeekelt zugleich. Auch Cam machte seiner Wut Luft: „Wie glaubst du sollen wir Lucy aus den Händen dieses Drogenmafiosos befreien? Vielleicht mit unseren nicht-vorhandenen Superkräften?! Eric, ich glaube du ließt zu viele Comics!“ Damit machten sich Cam, Nicolas und Liz auf den Weg nach unten. Liz warf mir beim Vorbeigehen noch einen fragenden Blick zu. „Kommst du? Ich glaube wir können hier nichts mehr tun.“ Doch ich wollte nicht so schnell aufgeben: „ Geht ihr schon vor. Ich komme gleich nach. Damit verließen die anderen drei den Raum und Eric und ich waren allein. Ich wollte nur noch eine Sache versuchen: „Weißt du eigentlich, dass Lucy schon von dir als großen Bruder geschwärmt hat, als wir im Kindergarten waren?“ Ich ging langsam auf Eric zu und sprach weiter: „Sie hatte schon damals vor Nicht und Niemanden Angst und weißt du warum?“ Meine Rede zeigte wohl seine Wirkung, denn Eric sah mich nun mit großen traurigen Augen an, so als würde er schon ahnen, was gleich kommen würde. „Sie hat immer gesagt, dass ihr großer Bruder sie beschützen würde, egal was passiert. Doch ich bezweifle, dass es diesen Bruder noch gibt, geschweige denn je gegeben hat, wenn ich dich jetzt so sehe. Du warst immer ein Vorbildfür sie.“ Mit diesen Worten verließ ich seine Zimmer. Doch keine fünf Sekunden später öffnete sich seine Tür und er kam auf mich zu. Sein Blick war nun ernst und konzentriert. „Ihr habt Recht. Ich erzähle der Polizei alles, was ich von Maxim weiß und wie wir meine Schwester befreien können. Ich werde sie von nun an so beschützen, wie ich es schon vorher hätte tun müssen.“ Damit gingen wir wieder in die Polizeizentrale ins Wohnzimmer und Eric erzählte den Ermittlern von Maxim und seinem Vertsteck, wo er Lucy gefangen halten könnte. Die ganze Zeit starrten mich meine Freunde wieder so überrascht und und überwältigt an, dass es mir ein Schmunzeln entlockte. Nachdem die Polizisten mit Eric den Plan geklärt hatten, wie sie Lucy konnten, verließen Nicolas, Cameron, Liz und ich ruhigen Gewissens das Haus von Lucys Familie und gingen nach Hause. Doch Erics Plan die Sache selbst in die Hand zu nehmen und Lucy selbst zu befreien, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und meinen Freunden ging es wohl nicht anders. „Wie konnte dieser Typ verlangen, dass wir ohne Unterstützung der Polizei in ein Gebiet eines Kriminellen eindringen und eine Rettungsmission starten? Was glaubt es was wir sind, die „Fantastischen Vier“?! Cam konnte wohl nicht mit den Superhelden-Anspielungen aufhören. Auch Nicolas meldete sich nach längeren Schweigen wieder zu Wort: „Wir haben weder Superkräfte oder besondere Fähigkeiten noch eine richtige Task-Force-Ausbildung. Überlassen wir das richtige Helden-Dasein lieber den echten Profis.“ Auf einmal kam Liz auf mich zu und verwuschelte mir die Haare. „Jungs, ihr vergesst, wer hier die wahre Heldin ist. ..... Lauren! Ohne sie hätte Eric sich niemals dazu bereiterklärt mit der Polizei zu kooperieren. Wer braucht schon Hitzeblick oder Flugkraft, wenn wir eine waschechte Heldin hier unter uns haben.“ Ich fühlte mich so geschmeichelt und war gerührt. Aber Eines musste ich noch klarstellen: „Danke, Liz, aber weißt du was richtige Helden sind? Sie konnen Ungerechtigkeit nicht siegen lassen und kämpfen für diejenigen, die es nicht können, sei es physisch oder verbal. Es kommt nicht darauf an, ob man so stark ist wie „Hulk“ oder fliegen kann wie „Superman“. Wir alle sind Helden! Wir kämpfen für diejenige, die uns momentan am meisten braucht, unsere beste Freundin. Und wir werden nicht aufgeben, bis sie in Sicherheit ist.“ Mit meiner zugegeben kitschiger Rede erntete ich verdutzte, aber auch zustimmende Blicke meiner Freunde. „Das hast du schön gesagt, Lauren.“ Liz umarmte mich ganz fest und wir setzten unseren Heimweg fort. Nach einer Weile unterbrach Cam Stille: „Hey, wie würdet ihr es finden, wenn wir, nachdem alles vorbei ist und Lucy wieder in Sicherheit ist, einen kompletten Tag als Superhelden verkleidet herumlaufen. Das wird uns immer daran errinnern, dass auch wir echte Helden sein können.“ Als Cam unsere skeptischen Blicke sah, sah er uns bittend an. „Leute, kommt schon! Einer für Alle und Alle für Einen!“ Mit diesem Heldenspruch hatte er uns letztendlich überzeugt und wir hofften darauf, dass wir diesen Tag zusammen als Team verbrinen konnten, undzwar mit unserer Freundin Lucy. „Halte nicht Ausschau nach einen Helden, sei selber einer!“
7 Kommentare
Baum64
7/1/2016 01:47:30 am
Eine wirklich emotionale Geschichte, die mich zum Nachdenken angeregt hat. Besonders gefällt mir das Ende und ich möchte eigentlich sofort weiterlesen, aber das geht ja nicht. Weiter so!
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Emilia
7/1/2016 01:53:52 am
Du hast einen schönen Schreibstil und hast das Thema Helden sehr gut umgesetzt. Das Zitat am Ende gibt so ziemlich den Inhalt bzw. die Aussage der Geschichte wieder, das finde ich als Abschluss sehr gut. Eine schöne Länge und obwohl ein paar Rechtschreibfehler dabei sind, kann man die Geschichte sehr gut und flüssig lesen.
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José
7/1/2016 02:00:09 am
Interessante Geschichte. Sehr gu geschrieben und fesselnd
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Navina
7/1/2016 02:01:06 am
Zuerst fand ich die Geschichte etwas verwirrend, aber das hat sich mit der Zeit geklärt. Besonders das Ende ist gut gelungen. Der letzte Satz ist am besten.
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SmileyFace16
7/1/2016 02:15:01 am
Danke "Navina" für Deinen positiven Kommentar. Ich bin froh, dass sich die anfängliche Verwirrung mit der Zeit gelegt hat. Danke.
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Pinkheart
7/1/2016 06:05:39 am
Ich finde die Geschichte wirklich sehr gut umgesetzt! Du hast einen tollen Schreibstil und gibst sehr gut Gefühle wieder. Den Hauptcharakter finde ich auch gut umgesetzt.
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Keks
7/1/2016 02:17:10 pm
Ich finde es schön, dass du geschrieben hast, dass jeder ein Held sein kann (dein letzter Satz) und vorallem deine Vergleiche mit den Bekannten Helden wie "Hulk", "Superman" usw. Außerdem finde ich die Stelle gelungen, wo Lauren Eric damit überreden konnte, dass seine kleine Schwester Lucy nie Angst gehabt hätte. Da musste ich mir doch glatt ein paar Tränen verkneifen. ;')
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